Montag, 11.09.2023

Die Nacht

Ich schlafe relativ gut, ab den frühen Morgenstunden bin ich allerdings wach und wälze mich herum.

Mir träumt, ich wäre zu Besuch bei Lars in Hameln. Wir überlegen, mit dem Zug wegzufahren, doch dann entscheiden wir uns doch für den großen, silbernen Mercedes. Auch andere Leute sind dabei und wir fahren in den Wald, wo wir über Silvester ein großes Feuer anzünden.

An Neujahr fährt mich Lars zu meinen Eltern. Noch bevor er weiter kann, will ich noch meinen Platz im Auto sauber machen, denn das Auto ist ja nur von Bekannten geliehen. Überall sind Kaffeeflecken und im Fußraum liegt überall Reibekuchen.

Wir sind alle furchtbar müde und ich ärgere mich, dass ich schon am nächsten Tag wieder zur Arbeit muss.

Überforderung

Am Morgen fühle ich mich von der Welt überfordert. Das Herz ist voller Panik. Wäre ich klüger, hätte ich in der letzten Woche auf der Arbeit nachgefragt, ob ich nicht auch bereits am heutigen Montag Homeoffice machen könnte, doch ich wollte ja unbedingt nach Düsseldorf!

Laute Musik auf den Ohren, viele Gefühle und Atmen helfen mir, nicht zu dissoziieren. Im Zug kann ich wieder klarer Fühlen und Denken.

Über das Schreien

Ich hasse das Schreien und habe es schon immer gehasst. Bei mir in der Kernfamilie wurde so gut wie nicht geschrien (vielleicht mein Bruder und ich als Kinder, aber das zählt irgendwie nicht). Es wird in der Familie folgende Anekdote erzählt: Ich war noch ein Kleinkind und wir sollten an einem Sonntag Verwandtschaft besuchen. Bei denen wurde immer viel herumgebölkt und man sagt, ich hätte im Auto derart herumgeschrien (sic!), dass man von einem Besuch Abstand nehmen musste – so unangenehm war es bei Onkel und Tante.

Auch heute noch finde ich Schreien außerhalb von Notfällen oder von mir aus Fußballstadien (aber wenn dann bitte nur dort drinnen) furchtbar und unnötig.

Nun habe ich aber jetzt ein paar Schreier in der weiteren Nachbarschaft. Sie schreien gerne abends und auch nachts. Es hört sich immer wie eine Mischung aus Feier und Streit an. Wahrscheinlich ist es auch genau das: Man sitzt zusammen. Man raucht. Man trinkt. Man trinkt noch mehr. Man kriegt nichts mehr richtig mit. Man wird lauter. Man trinkt noch mehr. Man schreit sich an. Man streitet.

Ist halt nur blöd, wenn ich wegen der Hitze nachts das Schlafzimmerfenster mal öffne und ständig wegen dem Gegröhle aus dem Schlaf gerissen werde.

Damals vor fast 30 Jahren wohnten die spätere beste Ex-Frau von allen und ich in Köln-Kalk (jaaa, ich weiß). Das Haus in der Bertramstraße, in dem unsere Wohnung war, hatte im zweiten Weltkrieg eine etwas ungute Begegnung mit einer alliierten Fliegerbombe gemacht und war seitdem ein bisschen unvollständig, was zu Folge hatte, dass sämtliche Fenster der Wohnung zur Straße raus gingen. Dort standen morgens immer die Italiener, die darauf warteten, von einem Bus oder LKW zur Arbeit abgeholt zu werden. Am späten Nachmittag riefen italienische Mütter auf italienisch ihre italienischen Kinder zum Essen und man fühlte sich wie in einer Bertolli-Werbung. Die Nacht jedoch gehörte den biodeutschen Saufnasen, die sich erst in der nahen Kneipe volllaufen ließen und sich dann gerne auf der Straße mit Bierflaschen bewarfen. Ich, der wegen einer ungünstigen Pendelei nach Bonn so gegen halb fünf aufstehen musste, hörte mir das an und wünschte mir nichts sehnlicher als ein Gewehr mit Nachtsichtgerät.

Befindlichkeiten am Nachmittag

Zu Mittag esse ich in der Kantine die hausgemachte Frikadelle mit Spiegelei, Spitzkohl und Kartoffeln. Klüger wäre etwas Leichteres gewesen, aber wir sind ja nicht auf dieser Welt, um klug zu sein, oder?

Die Unruhe und das leichte Abgleiten in eine Depersonalisierung sind mehr oder weniger weg. So sehr ich froh darüber bin, dass ich diesen Zustand schnell bemerkt habe und gegensteuern konnte, so sehr erschreckt mich doch, dass es ,,diesmal“ (zum Glück passiert mir das ja eher selten) so unerwartet aufkam. Wenn ich jedoch eins und eins zusammenzähle, kommt einiges zusammen: Die Hitze, der Schlafmangel, die Corona-Infektion, ein gewisses Gefühl der Überforderung und noch ein paar unblogbare Issues.

Ausgelesen

Im Bett lese ich ,,Der Vorweiner“ von Bov Bjerg aus. Ein schön verstörendes Buch mit viel Sprachwitz und Sprachphantasie. Übrigens geht es wieder um eine Gesellschaft, die sich nicht mehr konzentrieren kann. Das Thema zieht sich momentan wie ein roter Faden durch mein Leben.