Aus dem Archiv: Werther

Werther stapfte durch die Scheiße.

„Verdammte Kalmückenkacke!!“ fluchte er laut, während der Morast an seinen Stiefeln sog.

Werther riss das linke Bein hoch und vom Grunde her schmatzte es laut.

„Blöde Scheißidee!“ grummelte er weiter und fummelte in den Taschen seiner blauen Regenjacke nach einer Zigarette.

Der Nebel lag über dem Moor und seine Feuchte drang kalt durch Rock und Strumpf bis an die Haut.

Wo waren nur die verdammten Zichten? Wütend klopfte sich Werther ab. Da! Er spürte etwas. Ah! Schnell knöpfte er die Jacke auf. In der Brusttasche seiner gelben Weste fand er, was er suchte:

Ein fast leere Schachtel von der roten Hand und ein altes BIC.

Sofort landete eine Fluppe auf seiner Lippe und es brauchte nur drei Versuche mit dem Feuerzeug und ein beherztes „SCHEISSE!!“ bis der Stängel glomm.

Hoffentlich kam Lotte bald! Hoffentlich kam Lotte überhaupt! Es könnte nämlich auch gut sein, dass die dumme Kuh ihn hier gar nicht finden würde – hier, am Arsch der Welt! Bei diesem Nebel!

Sich im Moor treffen! Auf so eine Schnapsidee konnte auch nur eine Frau kommen!

Werther sog gierig an der Zigarette. Das half ihm, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Da kam ihm ein Gedanke:

Ob er einfach den kleinen Pfad zurück bis ins Dorf gehen und sich im Gasthof ein bisschen aufwärmen sollte?

Immerhin würde bald Bundesliga anfangen und dazu ein kleines Schnäpschen und ein kühles Pils … Nein! Nein!

Werther schüttelte energisch den Kopf: Wenn er Lotte jetzt sitzen lassen würde, wäre sie wochenlang sauer auf ihn! Den ganzen verdammten Urlaub lang würde sie ihm Vorhaltungen machen!

Den ganzen, verkackten Urlaub lang!

Nein! Er schüttelte den Kopf noch einmal.

Lieber würde er sich Erschießen!