Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

Texte

  • Agok

    Verdammte Scheiße! Verdammte Scheiße! Verdammte Scheißescheißescheiße! Agok bekam einen Stoß von einem der Krieger neben sich, aber der massige Körper des Mannes hinter ihn hielt ihn zum Glück noch aufrecht. Er hing fest, eingekeilt zwischen den eigenen Männern. Er packte seinen treuen Streitkolben, die große Freiheit, mit beiden Händen und versuchte, den Kämpfer vor sich…

  • Donur

    Magister Donur seufzte und ließ sich auf den Felsen sinken, der gemeinsam mit einigen Kameraden unweit des Ufers ein wenig verloren am Strand lag. Ein bisschen fühlte sich auch Donur ein wenig verloren, aber das würde sich irgendwann wieder geben, so wie sich eigentlich alles irgendwann einmal gab in seinem Leben. Bisher! Das Meer rauschte…

  • Kalmun der Ältere trat aus seiner Hütte und seufzte laut, als er seine alten Knochen in den Morgendunst streckte. Es war kalt geworden und die Nebel aus dem Tal hatten sich heute weit nach oben gewagt. Kalmun atmete tief ein und aus, dann ließ er die Schultern hängen. Wieder ein Morgen. Wieder ein Tag. Es…

  • Klaus schritt kräftig aus, denn er hatte heute besonders viel Energie. Heute war ein besonderer Tag! Heute war ein ganz besonderer Tag! Heute beschien eine fröhliche Frühlingssonne seinen Feierabend und heute machte ihm sogar die ausgefallene Straßenbahn nichts aus, denn heute war ein so schöner Tag, dass er auch zu Fuß bis zu seiner Wohnung…

  • Es war ein sonniger und warmer Tag. Es ging auf Mittag zu und langsam heizte sich der Wald auf. Klaus war am frühen Morgen von seiner Herberge in Pennende aufgebrochen und wollte am Nachmittag in Höpperke ankommen. Sein Gepäck würde ihn dort erwarten, ebenso wie eine Dusche und ein zünftiges Abendessen in der „Wanderklause“. Doch…

  • In meiner Jugend fuhr noch der Schorfhändler durch die Straßen. Sein Pferdewagen war alt und klapprig und gezogen wurde er von einem dünnen, grauen Eselchen. Der Schorfhändler kam jede Woche. Er hatte eine Drehorgel dabei und sie spielte immer das selbe leise, traurige Lied. Immer, wenn dieses Lied erklang, kamen die Leute aus ihren Häusern…

  • Sie wälzte sich auf ihrem Lager herum, als läge sie auf billigem Stroh anstatt auf Kissen aus Seide und feinsten Daunen. Ein Gedanke, ein liederlicher kleiner Gedanken kreiste in ihrem Kopf und ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder schob sie ihn beiseite und immer wieder machte er sich in ihr breit und vertrieb den Schlaf.…

  • Es war den ganzen heiß gewesen und die Sonne hatte unbarmherzig auf die kleine Stadt hinunter gebrannt. Nun hatten sich dunkle Wolken vor die Sonne geschoben und die Luft war feucht und elektrisch aufgeladen. Die Milch in den Kühlschränken wurde sauer und der Kellner stellte hastig die Tisch ins Innere des kleinen Straßencafés. Ein starker…

  • Das einzige verbliebene Restaurant im Ort war die „Lotusblüte“. Dort gingen wir alle gerne hin, doch seitdem der Besitzer und einzige Koch sich in seiner Küche aufgehängt hatte, verschlechterte sich die Qualität des Hauses erheblich. Da sich niemand zuständig fühlte, ließ man den Chinesen in seiner Küche hängen und nach ein paar Monaten fiel er…

  • Das Abteil war gut gefüllt, was nicht gerade zu Marias Beruhigung beitrug. Ihr gegenüber saß ein uralter Mann und schlief und sein Kopf wackelte bei jeder Bewegung des Zuges mit, als wolle er gleich abfallen. Er trug trotz der Sommerhitze ein dickes grünes Jackett und eine unangenehme Dunstwolke umgab ihn. Neben ihm ein junges Ding,…