Rettung in letzter Sekunde

Ich laufe durch die Straßen und kann es kaum noch ertragen, sie überall zu sehen, diese fetten Blutsäcke. Sie laufen hin und her, plärren in ihre technischen Geräte und nehmen sich so unendlich wichtig. Das tun sie schon, seitdem ihre Vorfahren lernten, aufrecht zu gehen und als sie dann mit dem Feuer auch noch die Technik erfanden, war ihr Selbstvertrauen erst recht nicht mehr zu bremsen. Sie nennen sich sogar die ,,Krone der Schöpfung“!

Dabei wissen die Blutsäcke überhaupt nicht, wie nahe sie der Vernichtung sind! Ich bewege mich schon seit Jahrhunderten unbemerkt unter ihnen und nun ist es langsam genug mit dem Gewusel, dem Gequake und dieser ständigen, wilden Vermehrerei! Ich werde dem ein Ende setzen und die dicken Blutsäcke anstechen bis sie auslaufen und dabei quieken und schreien! Dann werde ich mich an ihrem Fleisch laben bis kein einziger von ihnen mehr am Leben ist! Danach wird endlich Ruhe einkehren und ich werde endlich satt sein. So lange nun habe ich schon diesen bohrenden Hunger in mir und er ist über die Zeit stetig gewachsen.

Ich kann kaum noch an mich halten, da stehe ich vor diesem kleinen Laden, der neulich an der Straßenecke aufgemacht hat. ,,Ramen“ steht da und ich finde, dass das lustig klingt. Neugierig gehe ich hinein. Die Blutsäcke hier sind aus einem anderen Land und sie sind leiser und höflicher als die dort draußen auf der Straße. Sie geben mir eine bunt bedruckte Pappe und weil ich kein Wort von dem, was hier geredet wird, verstehe, zeige ich einfach auf eines der Bildchen darauf.

Kurz darauf stellt jemand eine dampfende Schüssel vor mich und ich beginne, ihren Inhalt in mich hineinzuschütten. Noch nie habe ich so etwas Köstliches gegessen! So würzig! So geschmackvoll! Es ist feucht und weich und knusprig und knackig zugleich. Bald füllt eine wohlige Wärme mein Innerstes.

Beim Rausgehen werfe ich ein paar Geldscheine hinter die Verkaufstheke am Eingang. Ich bin herrlich satt!

Die Welt kann ich ja auch noch an einem anderen Tag auslöschen!

Nur nicht morgen, denn dann will ich hier wieder hin.