Sonntag, 22.10.2023

Die Nacht ist ganz schön unruhig. Um zwei Uhr morgens laufen Leute den Gang entlang und reden laut. Wie können erwachsene Menschen auf die Idee kommen, dass um zwei Uhr nachts in einem Hotel niemand versucht zu schlafen?

Frühstück ganz gut. Auf jeden Tisch steht eine Kanne mit Kaffee. Mich ärgert die Verschwendung, denn sicher werden von den Kannen einige jeden Morgen weggeschüttet. Dabei ist das Personal für Service und Küche zu dritt und der Frühstücksraum nicht gerade überlaufen. Ich bin froh, dass ich frühstücken kann, ohne dass mir übel ist oder ich Kopfschmerzen habe. Abstinenz ist schon sehr angenehm!

Jetzt gerade sitze ich aufgeregt im Hotelzimmer, denn in einer halben Stunde checken wir aus und gehen zum sehr nahen Nürnberger Hauptbahnhof. Ich bin immer aufgeregt vor weiten Fahrten, auch wenn diese Aufregung mit den Jahren und der Erfahrung langsam abnimmt.

Viertel nach neun am Hauptbahnhof Nürnberg, Gleis 7. Noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt. Die Sonne blendet zart. Rentnergruppen lungern herum. Das Drahtgeflecht der Sitzbank ist am angenehm kühl am unruhigen Hintern. Ein Kleinkind guakt. Die Sonne scheint und alle blinzeln.

In Würzburg steigt eine Schulklasse ein. Die Jungs und Mädchen (so 11 oder 12 Jahre alt) sind gut gelaunt und in recht aufgeräumter Stimmung. Nur die Lehrerin scheint am Rande des Nervenzusammenbruchs. Allerdings habe ich auch Verständnis für die gute Frau, denn immerhin ist sie dafür zuständig, dass ihre Schützlinge alle heile und mit Gepäck im Zug landen. Sie muss mithelfen, schwere Koffer hochzuheben und resistente Fahrgäste von den reservierten Plätzen scheuchen. Nur ihre durchdringende Stimme nervt.

Der Zug von Nürnberg nach Duisburg ist laut Bahn-Sprech nur ,,mäßig ausgelastet“. Für normale Menschen ist er halb leer. Das macht die Reise angenehm. Der Reisegefährte und ich sitzen uns an einem Vierer-Tisch gegenüber und weil ja Platz vorhanden ist, rücke ich auf den freien Sitz neben mir, denn ich will meine Beine ausstrecken, so lange es noch geht (die Knie! Das Gewicht! Das Alter!).

Die Berge lassen wir hinter uns. Die Wehmut, die mich immer nach Reisen erfasst, ist noch nicht da, denn noch ist die Vorfreude auf das Zuhause sehr stark.

Am späten Nachmittag dann endlich zu Hause! Ich packe den Koffer halb aus, schmeiße die Waschmaschine an und weil mir für andere Dinge die Energie fehlt, reaktiviere ich meinen AppleTV-Account und schaue die ersten zwei Episoden der zweiten Staffel von ,,Foundation“.