Mir träumt, dass ich in einer Schule sitze. Neben mir sitzt Du und ich schaue Dich immer wieder an. Eigentlich träume ich ja nicht von Dir, aber jetzt bist Du ganz präsent. Du trägst ein rot-schwarzes Kleid und lehnst sich immer mehr zu mir herüber. Wir berühren uns ich und bin für einen kleinen Moment glücklich. Irgendwann liegen wir verknäult ineinander auf dem Tisch und ich muss Dir gestehen, dass meine Hand unter Deinem Hintern liegt. Dann stehst Du auf, denn Du willst zum Fußball. Freunde von Dir sind auch da. Sie sind gekleidet wie große Gothic- und BDSM-Fans. Da mein Schlüsselbund und meine Brieftasche an Ketten hängen und ich eine Melone auf dem Kopf tragen, halten sie mich für einen der Ihren. Dann gehst Du ganz schnell weh und verschwindest in der Menge. Nicht einmal verabschiedet hast Du Dich. Ich versuche, Dir zu folgen, aber Du verschwindest im Gewühl. Mitschülerin T. von damals steht vor mir. Sie ist gut drauf, weil sie gut aussieht, sagt sie mir. Sie strahlt tatsächliche eine gewisse Schönheit aus, jedoch bist Du die ganze Zeit in meinem Kopf. Der Schmerz ist kaum auszuhalten.
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Mittags esse ich etwas im ,,Copenhagen Coffee Lab“: Ein geröstetes Sandwich, dazu einen Espresso Macchiatto. Den freundlichen Menschen hier bei der Arbeit zuzusehen, hilft mir ein wenig. Langsam kommen das Ich und die Lebenskraft wieder zurück. Auf in den Wald!
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Der Wald umfängt mich mit nassen Blättern. Sie beginnen, sich schon langsam zu zersetzen. Die Gassi-Menschen haben die Kragen hochgeschlagen und die Hände in den Taschen, ich jedoch dampfe wie ein Ross. Träume und Wünsche kriechen aus der Dunkelheit, wollen mich mit hinabziehen in die wohlige Tiefe. Ich höre „Flucht in Ketten“, das Lied zur ewigen Warnung. Es gibt keinen Weg heraus aus dem Leid. Alles, was wir Menschen tun, machen wir, um das Leid nicht zu fühlen. Es ist alles vergebens.
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Dann wird mir klar, dass das, was ich da fühle, die langen, zarten Finger der Depression sind. Die große Lügnerin greift wieder nach mir. Wieder muss ich mich aufmachen, um einen Weg aus dem Dickicht zu finden. Jedes Mal aufs neue mache ich mich auf die Suche nach einem Ausweg. Dieses Mal aber weiß um die Scheibe aus Milchglas, welche die Träume und die ewigen Geschichten zwischen mich und die Wirklichkeit schieben. Ich muss versuchen, mich aus dem Schleier zu befreien, der mich umfängt!
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Gehen. Gehen. Gehen. Schritt für Schritt. Die Muskeln in den Beinen beginnen zu schmerzen. Trotzdem weiter! Dazu die Musik: Peter Gabriel kämpft sich den San Jacinto hoch, Zeal & Ardor wie immer voller Trotz und Hass gegen den Gott der „Master“.
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Ursachenforschung. Die Reise nach Wien und Nürnberg war sicher zu viel. Ich konnte nie bei mir selber sein, denn ich musste mich ja um D. kümmern. Abends war dann keine Kraft mehr für mich selber.
Es fehlte auch das wohlig-warme Bett des Alkohols, in das ich mich früher gelegt hätte. Meine Dämonen, die Sucht und die Depression, sind immer in der Nähe, immer auf dem Sprung.
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Tagesabschluss: Pizza und ,,Foundation“