Montag, 30.01.2023 – Abstinenz
Inhalt
Die Nacht
Schlaf
Trotz der schönen, neuen Bettwäsche war der Schlaf eher schlecht. In den frühen Morgenstunden lähmte mich eine zittrige, innere Unruhe (ja, das geht). Ich musste mich krank melden und schlief bis halb elf Uhr nach.
Träume
Krieg der Zauberer
Mir träumte, die bösen roten Zauberer würden sich auf einem Hochplateau versammeln. In ihren roten Roben und mit ihren kahl geschorenen Köpfen sahen sie aus wie wütende buddhistische Mönche. Ihre Stäbe waren angespitzt wie Lanzen und so wie Lanzen wurden sie auch gehalten. In Formation marschierten sie, Böses im Sinn.
Aus der Ferne kamen regenbogenfarbige Spiralen angeflogen. Sie gingen in der Nähe des Plateaus nieder. Damit teleportierten sich die blauen Zauberer des Guten herbei, um die Roten zu bekämpfen. Doch die Blauen waren zu wenige, wie ich feststellen musste. Hatte ich mal wieder die falsche Seite gewählt?
Sicherheitshalber versteckte ich mich hinter einem Felsen und beobachtete, wie ein Ninja, die steile Wand des Plateaus hinaufkletterte. Auch mehrere blaue Zauberer versuchten sich am Aufstieg an einer etwas leichteren Stelle. Die Zauberer wurden jedoch von einem Haus zermalmt, dass plötzlich vom Himmel fiel. Der Ninja überwand die Kante der Steilwand, nur um kurz danach leblos von einem jungen Roten wieder hinunter geworfen zu werden. Da der Rote dem Ninja noch einen Moment hinterher schaute, nutzte ich die Gelegenheit und warf einen Todeszauber auf ihn. Er kippte nach hinten weg und ich versteckte mich wieder ängstlich hinter dem Felsen.
Ich war noch nicht besonders tapfer gewesen.
Das alte Zelt
Ich war im Garten des Elternhauses und mir fiel ein, dass ja noch das alte Zelt dort stand und dass ich es besser vor dem Herbst abbauen sollte. Ich hatte dort während des Sommers die eine oder andere Nacht verbracht und mich dabei an die seligen Kinderzeiten erinnert, wo solche mit Freunden draußen verbrauchte Nächte die Höhepunkte der Ferien gewesen waren.
Es handelte sich noch immer um das alte, schwere Zelt von früher und ich öffnete den Sack, in dem es verstaut gehörte. Dort fand ich kleine Taschen, die mit allerlei nützlichen Dingen gefüllt waren: Streichhölzer, Labello, Ersatzglühbirnen und -batterien für Taschenlampen sowie viele unterschiedliche USB-Adapter. Ich wunderte mich: Wer mochte das alles dort hineingetan haben? Als ich ein Foto von dem Sammelsurium machen wollte, fand ich die Kamera-App auf meinem Handy nicht mehr, denn nach einem Update sahen alle Icons anders aus. Ich fluchte leise und dies bemerkten zwei junge Frauen, die meinen Eltern den Garten machten.
Ich entschuldigte mich für meine Wortwahl und eine der beiden jungen Frauen – sie hatte schwarzes Haar und war sehr hübsch – kam zu mir rüber, denn sie wollte mir beim Abbauen des Zeltes helfen. Da man durch den geöffneten Zelteingang sehen konnte, dass im Inneren irgendein Gebilde stand, fragte ich die Hübsche, ob vielleicht Kinder in dem Zelt etwas gebaut hätten. Sie verneinte und wir schauten beide hinein.
Wir staunten nicht schlecht, denn im Zelt hatte jemand einen kompletten Büroarbeitsplatz mit Schreibmaschine, Telefon und Stuhl aufgebaut.
Der Tag
Alkohol
Ich stehe gegen halb elf Uhr auf und fühle mich schlecht. Das Gewissen plagt mich, denn ich falle schon wieder einen Tag aus. Ich denke über die Ursachen meiner inneren Unruhe nach und nun ist es an der Zeit, auch hier die Karten auf den Tisch zu legen:
Ich bin nun seit etwas über zwei Wochen trocken, denn ich habe beschlossen, von nun an abstinent zu leben. Mein Alkoholkonsum war schon immer recht hoch, ist aber im letzten Jahr, als ich durch die Krankheiten lange Zeit in meiner Wohnung eingesperrt war, immer weiter gestiegen. Eigentlich verging kein Tag, an dem ich nicht alkoholisiert war. Meine Tage konnte man eigentlich in drei Phasen einteilen:
- Verkatert
- Bedudelt
- Schlaf (sehr viel)
Der Alkohol nahm immer mehr und mehr von meinem Leben ein, gestaltete mein Leben um, veränderte meine Persönlichkeit. Der Alkohol begann, mein Leben aufzulösen.
Im Urlaub habe ich dann relativ (!) wenig getrunken (war es der Ratten-Effekt?) und viel über meinen Konsum nachgedacht. Direkt nach dem Urlaub stürzte ich dann auf einer Feier vollkommen ab und noch in dieser Nacht (ich fühlte mich plötzlich nüchtern) tat ich den Entschluss, mit dem Trinken aufzuhören.
Aus meiner Therapiegruppe war mir das Suchthilfezentraum Nikolausburg in Duisburg-Ruhrort bekannt und ich habe dort einen Termin für die Suchtberatung gemacht.
Momentan besuche ich dort eine Orientierungsgruppe und dann sehe ich, wie es therapeutisch oder ähnlich weitergeht.
Die Entzugserscheinungen und der Suchtdruck halten sich zur Zeit noch in Grenzen, jedoch kommt die von mir so lange betäubte innere Unruhe wieder hoch. Damit muss ich nun wieder lernen umzugehen.
Sicher wird das hier in der nächsten Zeit immer wieder zum Thema. Nun muss ich aber mal für meinen Biercast die Abschiedsfolge aufnehmen.
Der Abend
Repairtee
Ich besuche die beste Ex-Frau von allen. Wir trinken Tee, essen leckeren Apfelkuchen und ich nutze ihre Heißklebepistole zum Reparieren meines Kopfhörers. Das klappt prima!
Daheim umwickele ich die geflickte Bruchstellen noch zusätzlich mit Panzerband und alles hält erstaunlich gut.
Leserei
Den Abend verbringe ich mit hochgelegten Beinen (soll ich ja machen laut dem Gefäßchirurgen) und lesend im gemütlichen Sessel. Dazu eine Kanne Beruhigungstee.
Das tut gut.