Aus dem Archiv: Katastrophenschutz in Behörden

Auszug aus dem Abschlussbericht

Im Nachhinein muss festgehalten werden, dass die Explosion eine Verkettung unglücklicher Umstände war. Aus einer lecken Rohrleitung war Gas ausgetreten und hatte sich in einer Blase in einem verlassenen Luftschutzbunker unter dem Gebäude angesammelt.

Der Bunker war ursprünglich auch zum Schutz gegen ABC-Angriffe konzipiert worden und hatte eine erstaunliche Dichtigkeit bewiesen. Bislang ungeklärt jedoch ist die Frage, wie das Gas überhaupt in den Bunker hatte eindringen können.

Fest steht jedoch, dass am x.y. des Jahres z bei Aufräumarbeiten im Kellergeschoss des Gebäudes ein Funke die Gasblase entzündete.

Die Explosion zerriss die gesamte Frontseite des „Amtes für ganz wichtige Angelegenheiten“ (AfgwA) und begrub mindestens 53 Beamtinnen und Beamte unter den Trümmern.

Als die Rettungskräfte anrückten, war die Datenlage jedoch zunächst völlig unklar. Den Vorgesetzten war nicht bekannt, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun vermisst würden und welche nicht. Leider hatte man durch ständige Besprechungen in der Vergangenheit keine Zeit für Katastrophen- oder Feuerschutzübungen gehabt. Auch wurden Zweifel geäussert, ob man aus Datenschutzgründen der Feuerwehr überhaupt die entsprechenden Informationen zugänglich machen dürfe.

Ein Eilantrag beim zuständigen Verwaltungsgericht brachte nach nur 3 Tagen Rechtssicherheit und die Rettungsmaßnahmen konnten beginnen.

Leider konnten 49 der Opfer nur noch tot geborgen werden. Die 4 Überlebenden hatten sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Teeküche befunden und die dort aufgehäufte erhebliche Menge gebrauchter und mit Kaffeepulverresten gefüllter Filtertüten hatte den Druck der Detonation stark gemindert. Die Verschütteten ernährten sich bis zu ihrer Rettung fast ausschließlich von den im dortigen Kühlschrank gelagerten Sektvorräten. Die Stimmung der Geretteten bei der Bergung wurde von der Einsatzleitung als „gelöst“ bezeichnet.

Eines der Todesopfer, der Sachbearbeiter Wilhelm D. aus D. (47), war gerade mit der Korrektur eines Vermerkes zur Optimierung der Aufstellung von Hydrokulturpflanzen im Foyer der Behörde beschäftigt als er von einem Eisenträger getroffen wurde. Noch sterbend hat er in seinem Vermerk letzte Korrekturen angebracht und musste hierfür in Ermangelung einer funktionstüchtigen IT-Infrastruktur auf sein eigenes Blut als Korrekturmittel zurückgreifen.

Bei der Trauerfeier wurde seine Dienstauffassung besonders gelobt.