Mittwoch, 13.09.2023

Die Nacht

Der Schlaf will und will nicht kommen und ich habe keine Erklärung dafür. Irgendwann in der Nacht fällt mir auf, dass ich wohl etwas geträumt habe, also muss ich auch irgendwann eingeschlafen sein. Gegen zwei Uhr morgens Fressattacke und Nipponlust.

Mir träumt, ich würde ein Computerspiel spielen, dass Carrier Command ähnelt. Dem Träger werden zu Beginn des Spieles schnell mehrere Zerstörer zugeordnet und man hat eine kleine Flotte. Mit dem Druck der Taste R kann man Flugzeuge automatisiert zum Träger zurückkehren lassen. Das ist praktisch, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das so funktioniert. Die Flotte findet eine Plattform im Meer und wir entern sie. Wie in einem Ego-Shooter durchsuchen wir die Räume nach Plänen und anderen Informationen. Außerdem finden wir eine Menge USB-Adapter, die man wohl extra in das Spiel eingebaut hat, damit auch jeder mitspielen kann. Alles spielt sich auf dem Monitor ab – nur die Adapter sind echt. Jemand zeigt mir, dass man mit der Taste B auch Unterstützung anfordern kann und tatsächlich steigen Infanterie-Roboter in die Transporthubschrauber und fliegen zu uns. Danach stößt ein etwas übertrieben bewaffnetes Kanonenboot und ein Tanker zur Flotte. Auf dem Tanker macht die Bundeswehr eine Extraktionsübung. Alles ist medial sehr gut aufbereitet: Das Land Rutzel ist in Aufruhr, weil die weißen Rutzelaner nicht mit der Außenpolitik der roten Rutzelaner einverstanden sind. Wegen der Unruhen muss die rot-rutzelianische Prinzessin evakuiert werden und das übernimmt eine Einheit der Bundeswehr. Die Frau und ihre Zofen sind verkleidetet wie Padmé Amidala aus Star Wars und hinter den bewaffneten KSK-Soldaten laufen mediengeile, alte Bundeswehrgeneräle in weißer Uniform herum. Ich bin als zivile Unterstützung dabei, fühle mich aber eher wie ein Statist. Da kommt ein älterer Herr im Anzug vorbei und möchte in den gesicherten Bereich. Als ich ihn daran hindere, zieht er einen Elektroschocker und geht damit auf mich los. Zum Glück kann ich ihm das Gerät entwenden und versetze ihm meinerseits den einen oder anderen kleinen Elektroschock. Dann führe ich ihn ab.

Der Morgen

Trotz der schlechten Nacht kann ich um kurz nach sieben aufstehen. Das Draußen ist trüb und bedeckt, es hat sich ein wenig abgekühlt.

Viel Gefühl

Nachmittag. Sehr viel Gefühl. Einsamkeit, Sehnsucht, Trauer, aber auch Lebendigkeit. Im Gefühl sein. Da sein. Leben.

Jetzt sitze ich auf einmal da mit meinen Gefühlen. Sind so viele da, ich kann die alle gar nicht annehmen.

Abendessen, Faschismus

Ich koche früh Abendessen: Gerösteter Rosenkohl mit Currypaste und Nudeln sowie frischen Peperoni. Ganz schön scharf geworden!

Ich lese das Buch ,,Radikalisierter Konservativismus’’ zu Ende und das Buch macht keine gute Laune, weil ich eine starke Hilflosigkeit spüre: Was kann man gegen den Faschismus, gegen die Faschisierung der Gesellschaft schon tun? Von links sehe ich wenig Hoffnung, weil man sich ja dort viel lieber bis aufs Blut darum streitet, welcher Begriff für welche Minderheit nun der Richtige ist, anstatt gemeinsam die Vision einer neuen, gerechteren Gesellschaft zu zeichnen.

Schrumpfkopf

Nach dem Sachbuch kommt Belletristik. Im Roman Die Tsantsa-Memoiren geht es hauptsächlich um einen Schrumpfkopf und das ist doch auch schon mal was.

Netzfunde

Spengler

Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt zitronengelbe Chinesen. In gewisser Weise kann man also sagen, der Falter ist der geflügelte mitteleuropäische Zwergchinese. Falter und Chinese sind bekannt als Sinnbilder der Wollust. Zum ersten Mal wird hier der Gedanke an die noch nie beachtete Übereinstimmung des großen Alters der lepidopteren Fauna und der chinesischen Kultur gefasst. Dass der Falter Flügel hat und der Chinese keine, ist nur ein Oberflächenphänomen!

(Robert Musil karikiert Oswald Spengler)

Reiselust

Formschubs Blogeintrag über Neugier weckt in mir die Entdecker- und Reiselust. Auch wenn ich reisetechnisch nicht so sattelfest bin wie formschub, so geht es mir ähnlich wie ihm: Ein örtlicher Supermarkt ist für mich genauso spannend wie der xyz-Platz, den alle Touris fotografieren wollen. Bei mir liegt das allerdings daran, dass mich ein Supermarktbesuch in einem fremden Land eben genau so überfordert, als würde ich mit einer Donnerbüchse bewaffnet auf Alligatorenjagd gehen müssen. Vielleicht sollte ich mal wieder hier in Duisburg auf die eine oder andere kleine Expedition gehen.