Dienstag, 14.11.2023

Schlaf, Schlaf, Schlaf! Ich bleibe wieder liegen ohne Träume. Am Vormittag geht es ein wenig besser. Es ist mehr Energie da. Die muss ich für Bewegung nutzen und hoffen, dass ich morgen wieder arbeiten kann.

Fühle mich betäubt, irgendwie taub. Kommt wohl vom vielen Schlafen. Nach der mittäglichen Dusche fühle ich den Drang, mich wieder hinzulegen, aber dann komme ich vor der Gruppentherapie garantiert nicht wieder hoch. Außerdem muss ich langsam wieder in die Bewegung und in das Erleben kommen. Ich habe den Verdacht, dass das Schlafen für mich der neue Alkohol ist: Im Bett muss ich keine Entscheidungen treffen.

Tatsächlich schaffe ich es aus dem Haus und in die Stadt. Die Menschen sind beängstigend und überall die furchtbaren Buden für den Weihnachtsmarkt. Hauptsächlich mag ich Weihnachtsmärkte überhaupt nicht. Nur ein- oder zweimal in der Vorweihnachtszeit überkommt mich eine schwere Melancholie, in der ich durch die dunkle Stadt mit ihren hellen Lichtern wandeln und den Menschen beim Kaufen von peruanischen Strickmützen zusehen will.

Mir gehen in der letzten Zeit häufiger Träume flöten. Vielleicht sollte ich das Notizbuch ans Bett legen. Vielleicht sollte ich das auch nicht.

Ich sitze bei Passione und spüre wieder den Zwang, ein gewohntes Schreibgerät (diesmal das reMarkable) zu verwenden, obwohl gerade Ulysses auf dem iPad das Richtige ist, weil ich parallel meine Feeds lese. Am Nebentisch redet sich ein verliebter junger Mann um Kopf und Kragen.

Ich kehre die Notizen der letzten Tage für das Blog zusammen. Das klappt ganz gut: Notizbuch, reMarkable, Ulysses, Logseq – überall gerinnen Gedanken und Notizen. Alles wandert in das Tagebuch (Logseq) und wird dort zu einem Blogeintrag destilliert.

Der Kaffee ballert, die Zeit verfliegt. Langsam komme ich wieder im Leben an. Eine Frau kommt rein und bettelt. Sie stinkt. Wir alle schauen weg.

Noch fast eine Stunde bis zur Gruppentherapie. Soll ich mir noch schnell etwas zu Essen holen? Vielleicht ein belegtes Brötchen? Oder wäre es ganz gut, wenn der Magen in den nächsten drei Stunden einfach leer ist und aus der Tiefe meines Körpers Geräusche kommen, die mit den Gedanken und Gefühlen korrespondieren?

Ich bin im Schneckenmodus.

Im Bett ein wenig gelesen, geschrieben. Die Szene baute sich von ganz alleine auf. Es macht Freude. Die Kreativität ist doch nicht weg – sie ist ein langsamer, hoffentlich steter Fluss

Im Tagesbild heute prominent das Auto, in dem der Erzherzog Ferdinand erschossen wurde. Ein Mitbringsel aus dem Heeresgeschichtlichen Museum.