Samstag, 13.01.2024

Die Nacht

Zum ersten Mal seit mehreren Nächten schlafe ich mal wieder relativ gut.

Traum: Paderborn

Mir träumt, ich muss das Auto meiner Eltern von Sonstwo nach Duisburg fahren. Es fällt mir unendlich schwer und ich habe Angst. Einmal zweigt sich die Autobahn und ich weiß nicht, welche Richtung ich nehmen muss. Ich fahre einfach nach rechts und gelange in eine lange Autoschlange. Während ich warte, bekomme ich den Verdacht, dass wir auf einem Rad- und Fußweg stehen und tatsächlich: Weiter vorne fangen Treppen an! Ich biege ab und fahre durch einen Park. Das ist bestimmt verboten! Ich nehme allen Mut zusammen und hüpfe mit dem Fahrzeug über so eine Begrenzung. Dann suche ich mir einen Parkplatz, weil ich dringend eine Pause brauche. Ich bin in Paderborn und immerhin weiß ich das. Ich steige aus und schließe den Wagen ab. Hier wird gerade für einen Jahrmarkt aufgebaut. Eine Attraktion ist ein riesiger Turm, der immer wie umkippt. Dummerweise tut er das jedes Mal in meine Richtung und das versetzt mich in Panik. Immerhin hat auch ein anderer Mann in der Nähe genau das selbe Problem. Dann finde ich das Auto nicht wieder, denn der Rasen, auf dem ich geparkt habe, ist nun voller anderer Fahrzeuge. Ein Mann steigt aus einem Bulli und redet extrem laut über Comedians. Bastian Pastewka kommt vorbei (er ist unglaublich braun gebrannt) und alle freuen sich. Dann kippt das Turm-Fahrgeschäft in sich zusammen. Ich bin wie gelähmt. Eine kleine Frau rennt zu einem Häkelstand und will Stoffteile zum Verbinden der Opfer einsammeln. Die alte Frau hinter der Theke will ihr aber nichts geben. Da schalte ich mich ein und drohe mit einer Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. In der Zwischenzeit packt die kleine Frau allerhand gehäkelte Dinge in einen Sack. Damit laufen wir zur Unfallstelle. Dort sind die Opfer allerdings schon gut versorgt. Sie liegen geordnet auf Decken und Niemandes Blutung ist zu stillen. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen der alten Frau vom Häkelstand.

Morgens

Ich stehe um acht Uhr auf und koche mir Kaffee direkt in die neue Lieblingstasse (diejenige, die aussieht wie ein Wurm). Wegen der bevorstehenden Demo bin ich sehr, sehr aufgeregt. Meine letzte (und bisher einzige) Demo ist schon sehr lange her – 1997, um genau zu sein. Hoffentlich bleibt alles friedlich!

Das Tal

Ich bin nicht der Einzige, der es momentan mit dem tiefen Tal der Depression zu tun hat: Christian hat es auch erwischt. Er schreibt in seinem Blogeintrag auch sehr wichtige Dinge über ,,was gegen Depressionen hilft’’. Ich möchte dem nur hinzufügen: Das, was einem in einer solchen Situation hilft, kann sich auch mitunter ändern. Mir hilft mal dies, mal jenes. Ohne die viel gescholtene Achtsamkeit wäre ich direkt in die eine depressive Episode gerutscht und es würde mir jetzt nicht schon wieder besser gehen.

Grippe

Frau Brüllen ruft dazu auf, sich gegen Grippe impfen zu lassen und ich bin ein stolzer Musterschüler, denn ich habe mir ja letztens schon meine Spritze abgeholt.

Demoberich (aus dem Notizbuch)

Im vollen Bus bekomme ich ein bisschen Panik, weil alles so eng ist, aber ich kann sie mit dem Hören von Musik bekämpfen. Der Markt selber wird wegen der Demo nicht angefahren, also folge ich einer größeren Gruppe Menschen, die offensichtlich auch alle zur Demo wollen. Der Hochheider Markt ist voller Menschen. Hochheide sieht so aus, als hätte man hier die Plattenbauten erfunden. Ein Friseurstudio heißt ,,Titanic’’ und ich frage mich, wie wohl die dort geschnittenen Frisuren aussehen. Ich sehe Fahnen der SPD, der Grünen, der IGM, der AWO, der Omas gegen Rechts und vieler anderer gesellschaftlicher Gruppen. Auf einem Schild steht ,,Die Mitte sagt Nein!’’ und auf einem kleinen Schild daneben kann man lesen: ,,Der Mitte ist kalt!’’

Die Menschen werden gebeten, nicht auf die Straße zu gehen, aber der schwarze Block schafft da Fakten. Man sieht Kamerateams der ARD und ntv. Ich halte mich in der Nähe der IGM-Fahnen auf. Ein Horn ertönt! ,,Wikinger gegen Rechts’’?

Auf einem Banner aus LKW-Plane steht: ,,Wannseekonferenz 2.0’’.

So weit ich das überblicken kann, gibt es keine Zwischenfälle. Menschen winken uns zu, in einigen Fenstern wird geklatscht. Es tut gut, mal viele andere normale Menschen zu sehen.

Vor (oder hinter) der Glück-Auf-Halle (wo die AfD-Veranstaltung stattfindet) endet die Demonstration. Die Fenster der Halle sind mit Folie verklebt. Die vielen Polizeibeamten hier wirken recht entspannt. Es wird durchgesagt, dass man die Zahl der Demonstrierenden auf ungefähr 2.000 schätze. Ich kann dazu nichts sagen, weil ich nur sehr schlecht schätzen kann.

Wegen der gesperrten Bushaltestellen laufe ich eine ganze Weile und kehre dann in ,,Manni’s Bistro’’ auf ein halbes Hähnchen ein. Der Laden ist genau so wie der Name vermuten lässt. Das Hähnchen schmeckt gut (ein bisschen trocken vielleicht). Danach bekomme ich einen 911er Bus nach Ruhrort. So langsam steigt der Suchtdruck. In Ruhrort steige ich in die Straßenbahn 901 um und bin bald zu Hause. Rücken und Füße tun weh, der Geist brennt.

Hier kannste Filme drehen!
Hier kannste Filme drehen!
Menschenmenge auf Hochheider Markt
Menschenmenge auf Hochheider Markt
Ende des Demonstrationsszuges an der Glück-Auf-Halle
Ende des Demonstrationsszuges an der Glück-Auf-Halle