Die Nacht
Ich habe vor dem Schlafengehen vergessen, das Promethazin zu nehmen. Es dauerte länger mit dem Einschlafen, die Erschöpfung half aber dann doch irgendwann, wegzuschlummern.
Traum: Das schöne Haus
Mir träumt, ich mache Urlaub in einem schönen Haus in Elten. In meinem Traum liegt Elten am Meer. Das schöne Haus ist so eine luxuriöse Villa mit viel Weiß. Beim Anmieten hatte es erst Probleme gegeben, weil der Besitzer (ein junger Araber) nichts von der Ferienvermietung gewusst hatte, aber wir hatten uns gütlich geeinigt. Nun rückt die Zeit der Heimfahrt näher und auch die Kameraden von der Bundeswehr machen sich auch bereit zum Abmarsch. Roboter fahren das Gepäck in einen großen Transporter und eigentlich muss ich nur noch das viele dreckige Geschirr in die Spülmaschine räumen und auf meinen Gepäckroboter warten. Doch da kommen Fremde in das Haus! Es handelt sich um Verwandte des Hausbesitzers, die auch hier wohnen wollten! Wir setzen uns an den großen Tisch im Wohnzimmer und ich decke ihn mit sauberen Tellern. Ich schwärme den Leuten vom Haus und von der schönen Stadt vor, doch ein Teil der Gruppe (ein blondes Ehepaar) war schon mal hier und ihnen ist es trotz des herrlichen Strandes nicht mondän genug.
Der Morgen
Ich muss mich ein bisschen Quälen, um gegen halb sieben aus dem Bett zu kommen, aber es geht doch ganz gut. Der Schlaf hängt mir noch im Kopf und als ich durch das Fenster ins dunkle Draußen schaue, erwarte ich irgendwie, dass alles eingeschneit ist. Ist es aber nicht.
Während ich mich durch die Feeds lese, ist draußen Krach wie als wenn jemand in weiter Ferne Feuerwerk abbrennt. Sirenen ertönen.
Papierbriketts
Wie mein morgendliches Gehirn so funktioniert: Ich lese interessiert Frau Herzbruchs Erläuterungen über den geplanten Austausch ihrer Heizung (ich kenne mich mit dem Thema eher nicht aus und lerne da gerne etwas Neues), da fällt mir plötzlich etwas aus meiner Kindheit ein! Als ich in der Grundschule war, wurden sogenannte ,,Papierbriketts’’ zum Selbermachen beworben. Man hat dafür Zeitungspapier eingeweicht und in einer Presse zu Briketts gematscht. Ich erinnere mich noch gut daran, dass in einer Sendung (ich glaube, es war ,,Markt’’) davor gewarnt wurde, weil das so eine Sauerei ist und der Brennwert der ,,Briketts’’ ziemlich mäßig (kein Wunder, denn sie bestehen ja aus Papier). Ich erinnere mich noch gut and die Bilder im Fernsehen, wie da so eine graue Matsche in diese komische Presse gepampt wurde. Irgendwann war mal das Thema ,,Heizen’’ in der Schule im Gespräch und ein Mitschüler (war das nicht sogar mein Cousin D.?) brachte Papierbriketts als tolle, günstige Lösung für das Energieproblem auf.
Mit dieser Erinnerung im Kopf schmeiße ich die große Suchmaschine an und muss doch verstört feststellen, dass der Quatsch noch immer den Köpfen der Menschen ist. Die Dummheit der Menschen stirbt leider nicht aus … verboten ist das Verfeuern solcher Briketts übrigens auch.
Der Tag
Das Draußen ist noch so dunkel. Frost bedeckt die Oberflächen. Die wilden Malven auf dem Balkon lassen sich hängen. Den Weihrauch habe ich mit alten T-Shirts eingewickelt. Ob er überlebt?
Alle warten gespannt auf den Winter. Er soll heute mit Karacho übers Land brechen. Im Büro sind sie bereit, rechtzeitig nach Hause zu fahren, sollte es losgehen.
Ich habe Durst, aber keine Kraft um zu trinken.
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Es knallert so komisch. Brennt ja jemand um halb acht Uhr Feuerwerk ab? Wenn ja, dann ist das ganz schön viel Feuerwerk, denn das Knattern hört nicht auf. Dann Sirenen (Martinshorn). Noch mehr Sirenen. Eine Schießerei?
Später erfahre ich, dass gleich hier um die Ecke eine Wohnung explodiert ist. Alles ist abgesperrt. In meiner Straße steht ein Bus der DVG – ich vermute, damit sich dort die evakuierten Bewohner des Hauses aufhalten können. Sehr viel Polizei ist vor Ort. Ein Mann wurde schwer verletzt.
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Gleich muss ich ins Homeoffice wechseln und doch zieht mein Herz so unglaublich schmerzhaft. Gestern hat der Therapeut zu einem in unserer Gruppe gesagt: ,,Das ist jetzt Ihre Lebensaufgabe! Ihr Schicksal!’’ und ich weiß genau, was er meinte. Mit meinem Schmerz leben zu lernen ist meine Aufgabe. Manchmal geht es ganz gut, manchmal eben nicht. Jetzt gerade ist wieder so ein Moment, wo es nicht so gut geht und ich möchte am liebsten durch die Wand brechen und fliehen. Das geht aber nicht. Geflohen bin ich Jahrzehnte meines Lebens in Ablenkung und Alkohol und der Schmerz hat mich doch immer wieder eingeholt.
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Ich schreibe in Ruhe meine Aufgaben in das Notizbuch. Das hilft, mich zu strukturieren. Die erste Aufgabe kann ich durchstreichen, die zweite ebenfalls. Bei der dritten stürzt der Windows Explorer ab. Nach einem Neustart des Systems antwortet das VPN-Gateway nicht mehr. Andere haben das selbe Problem. Eigentlich könnte ich jetzt im Haushalt was machen, aber ich fühle mich wie gelähmt. Ich kann schlecht von einem Modus in einen anderen umschalten. Eine neue Erkenntnis, auch wenn sie mich nicht wirklich überrascht.
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Gegen 14 Uhr mache ich entnervt Feierabend, weil ich wieder nicht ins System komme. Es beginnt zu schneien. Der Schnee grieselt und bleibt liegen. Es fühlt sich wie ein kleine Wunder an. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Kolleginnen gut nach Hause kommen.
Spaziergang
Ich gehe am frühen Abend einen kleinen Spaziergang machen. Wie immer bin ich schockiert, wie wenig Kraft ich habe. Trotzdem ist es schön: Alles ist weiß überzuckert. Leute fegen den Gehweg. Eine Familie zieht einen Schlitten mit einem jauchzenden Kleinkind hinter sich her. Im Botanischen Garten ist alles still und dunkel.
Das Haus in der Grabenstraße ist still und abgesperrt. Das Dach ist abgedeckt, vermutlich von der Feuerwehr.
Abend
Ein Telefonat mit den Eltern, eine heiße Dusche und Abendbrot. Dann höre ich noch eine Folge vom GRËUL. Hörempfehlung mit Gruselwarnung!