Samstag, 27.01.2024

Befindlichkeit, Fahrt zu den Eltern

Die Nacht war einigermaßen. Als ich gegen neun Uhr aufstehe, ist die Welt klar und frostig.

Der Streik der GdL macht den Hauptbahnhof zu einem Ruheort. Heute fahre ich zu den Eltern.

Im Ohr die lange Nacht der deutschen Kolonialgeschichte. Die Nerven sind fast ausgebrannt.

Wegen des Streiks und wegen Bauarbeiten ändern sich die Verbindungen. In Dortmund setze ich wegen der niedrig stehenden Wintersonne meine neue Magnetsonnenbrille auf und fühle mich wie ein Weltmann. Kurz nach Abfahrt des Zuges stecke ich die getönten Gläser wieder ein. Feuertaufe bestanden!

Immer wieder schleichen sich dunkle, allzu dunkle Gedanken bei mir ein. Ich bin so müde, ich will nur noch schlafen. Doch es gibt noch Dinge, über die ich mich freuen kann: Die Sonne, die so fröhlich scheint („Die Sonne hat schon Kraft!“ würden meine Eltern sagen), darauf, dass ich bald meinen Sohn besuchen werde.

Doch die Strecke, die noch vor mir legt, fühlt sich endlos an. „Nur für heute!“ flüstere ich mir langsam zu ,, Nur für heute!“

Kolonialgeschichte

Deutsche Kolonialgeschichte. „Rassenkunde“. Ich stelle mir vor, damals wären die Raumschiffe einer außerirdischen Zivilisation über Berlin erschienen. Die Botschafter der Aliens hätten dem verdutzten Kaiser eröffnet, dass das Deutsche Reich nun ein Schutzgebiet sei und man die Deutschen mit fleißiger, harter Arbeit in den Minen zu einer höheren gesellschaftlichen Stufe zu verhelfen.

Es ist schon auf ekelige Art und Weise die lokale Bevölkerung unterdrückt, ausgebeutet und vernichtet wurde (im „Siedlungskolonien“ wurde keine lokale Bevölkerung benötigt). Die Menschen haben sich dagegen aktiv und passiv gewehrt. Sie haben sogar Petitionen an den Reichstag geschrieben. Den Deutschen waren die Verbrechen in ihren Kolonien bewusst, denn sie wurden in der Presse breit diskutiert.

Feier

Ich besuche die Geburtstagsfeier anlässlich des 50. ,,Wiegenfestes’’ meines guten Freundes A. Ich übergebe mein Geschenk, esse etwas und rede ein, zwei Stunden mit alten Freunden. Dann ist mein sozialer Akku leer und mein Vater holt mich wieder ab. Vom Papa zur Geburtstagsfeier gebracht und später wieder abgeholt werden. Es könnte sich fast anfühlen, als wäre ich wieder Jugendlicher.